Tägliches Szenario: Ein potenzieller Patient besucht Ihre Praxiswebsite, informiert sich über eine Behandlung oder sieht sich Ihr Leistungsspektrum an – doch dann verlässt er die Praxiswebsite wieder. Kein Anruf, keine Online-Terminbuchung. Einfach weg.
Das ist kein Einzelfall. Mehr als 90 % aller Website-Besucher treffen beim ersten Besuch keine Entscheidung. Sie schauen sich um, vergleichen Angebote oder sind sich einfach noch unsicher.
Doch was wäre, wenn Sie genau diese Menschen noch einmal ansprechen könnten?
Was, wenn Sie einen zweiten oder dritten digitalen Berührungspunkt mit ihnen schaffen, um ihre Entscheidung in Ihre Richtung zu lenken?
Ein Fall für Retargeting – eine clevere Strategie, mit der Sie interessierte, aber unentschlossene Patient:innen erneut erreichen können. Und das, ohne aufdringlich zu wirken oder datenschutzrechtliche Grenzen zu überschreiten.
Hier erfahren Sie wie Retargeting für Ärzte funktioniert, warum es so effektiv ist, welche Strategien sinnvoll sind und worauf Sie achten müssen, damit alles DSGVO– und berufsrechtlich sauber bleibt.
Warum brauchen gerade Ärzte Retargeting so dringend?
Im klassischen Marketing heißt es: Ein Interessent braucht fünf bis sieben Berührungspunkte mit einer Marke, bevor er eine Entscheidung trifft.
Bei Entscheidungen, bei denen es um den eigenen Körper geht, brauchen Interessierte deutlich mehr. Hier sind es meist 8 bis 25 Berührungspunkte, bevor eine Patient:in tatsächlich aktiv wird.
Patient:innen wollen Sicherheit, sie haben Fragen, sie vergleichen Angebote und wägen sorgfältig ab.
Wer sich für eine Zahnimplantation, eine ästhetische Behandlung oder eine langfristige Therapie interessiert, recherchiert oft intensiv. Welcher Arzt oder Ärztin hat die meiste Erfahrung oder ist sympathisch? Wo gibt es die besten Bewertungen? Was sagen andere Patienten? Diese Prozesse dauern oft Tage, Wochen oder sogar Monate.
Doch was passiert in dieser Phase? Ohne gezielte Nachverfolgung verschwinden Sie aus dem Sichtfeld Ihrer potenziellen Patient:innen. Manche suchen vielleicht nach einiger Zeit nochmal nach dem Thema und sehen im Idealfall eine Ihrer Anzeigen auf Google oder Social Media. Es ist aber auch möglich, dass sie von einer Anzeige einer anderen Praxis überzeugt werden. Retargeting kann das oft verhindern.
Was ist Retargeting?
Retargeting (auch „Remarketing“ genannt) ist eine Online-Marketing-Strategie, die es ermöglicht, interessierte Personen erneut zu erreichen, nachdem sie mit Ihrer Praxis in Kontakt gekommen sind – sei es über Ihre Website, Social-Media-Kanäle oder digitale Anzeigen.
Beispiel – jemand sucht nach Faltenbehandlung mit BTX auf Google, landet auf Ihrer Website, informiert sich und verlässt Ihre Praxiswebsite dann.
💡 Mit Retargeting sieht dieser Besucher einige Tage später auf Instagram oder Google eine gezielte Anzeige Ihrer Praxis:
✔ „Wie lange ist die Ausfallzeit nach einer BTX-Behandlung? Es gibt keine! Jetzt BTX-Beratung buchen!“
Oder vielleicht erscheint auf Facebook eine Anzeige mit einem Erfahrungsbericht einer zufriedenen Patientin:
💬 „Mein Gesicht wirkt frischer, aber nicht künstlich – danke für die tolle BTX-Behandlung!“
So bleibt Ihre Praxis präsent – bis zu dem Moment, in dem der/die Patient:in bereit ist, eine Entscheidung zu treffen.
Wie funktioniert Retargeting für Ärzte?
Wie kann es sein, dass jemand, der Ihre Praxiswebsite besucht hat, später auf Instagram, Facebook oder Google eine passende Anzeige für Ihre BTX-Behandlung sieht?
Ist das Zufall? Werden diese Anzeigen manuell gesteuert? Nein – dahinter steckt eine automatisierte Marketing-Technologie, die auf sogenannten Tracking-Pixeln und Cookies basiert.
1️⃣ Was passiert, wenn jemand Ihre Praxiswebsite besucht?
Sobald eine Interessent:in auf Ihre Praxiswebsite klickt – zum Beispiel auf Ihre Seite zu Faltenbehandlung mit BTX – wird im Hintergrund ein kleines unsichtbares Code-Snippet (Retargeting-Pixel) von Google oder Facebook aktiv (zumindest wenn der User zustimmt).
💡 Dieser Pixel speichert anonym die Information: „Diese Person hat sich für BTX interessiert.“
Das bedeutet nicht, dass Sie persönliche Daten wie Namen oder Kontaktdaten erhalten – sondern nur, dass diese Person als potenziell interessierter Nutzer markiert wird.
2️⃣ Wie wird die Anzeige später ausgespielt?
Nachdem die Person Ihre Website verlassen hat, merkt sich das Werbesystem von Google, Facebook oder Instagram, dass sie Interesse an BTX-Behandlungen hatte.
➡️ Beispiel: Diese Person öffnet einige Tage später Instagram oder surft auf einer anderen Website, die Google-Anzeigen enthält.
➡️ Automatisch (!) erkennt das System, dass sie zu Ihrer Zielgruppe gehört – und spielt eine gezielte Werbeanzeige für Ihre Praxis aus.
📌 Das passiert vollautomatisch! Sie müssen nicht händisch steuern, wer Ihre Anzeige sieht – die Systeme arbeiten mit vorgefertigten Zielgruppen-Regeln, die einmal eingerichtet werden und dann im Hintergrund laufen.
3️⃣ Sie brauchen also verschiedene Anzeigen – warum?
Die Antwort: Es ist sinnvoll, mehrere Anzeigen-Varianten zu haben, um unterschiedliche Menschen bestmöglich anzusprechen.
Warum?
- Manche Nutzer reagieren auf Bilder besser, andere auf Texte.
- Jemand, der sich nur kurz auf Ihrer Seite umgesehen hat, braucht vielleicht eine sanfte Erinnerung („Schon über eine BTX-Behandlung nachgedacht?“).
- Jemand, der sich die Preise oder Erfahrungsberichte angeschaut hat, könnte mit einer klaren Handlungsaufforderung („Jetzt Termin für eine unverbindliche BTX-Beratung sichern!“) angesprochen werden.
💡 Gut zu wissen: Das Werbesystem spielt die Anzeigen dynamisch aus und testet, welche Variante am besten funktioniert.
4️⃣ Wie lange sieht der/die potenzielle Patient:in die Anzeigen?
Natürlich soll Retargeting nicht nervig sein – niemand möchte eine BTX-Anzeige wochenlang überall im Internet sehen. Deshalb gibt es eine begrenzte Laufzeit, die Sie individuell einstellen können.
✔ Typischer Zeitraum für medizinische Behandlungen: 7 bis 30 Tage nach dem Website-Besuch
✔ Anzeige-Frequenz: Maximal 1 bis 3 Anzeigen pro Person pro Woche, damit es nicht aufdringlich wirkt
Sobald die Zeit abgelaufen ist, verschwindet die Anzeige wieder aus dem Sichtfeld des Nutzers.
5️⃣ Wo erscheinen Retargeting-Anzeigen überall?
👉 Google Display-Netzwerk: Auf Websites, die Google-Werbung unterstützen (z. B. Nachrichtenseiten, Blogs, Online-Magazine).
👉 Google-Suche: Die Person sieht Ihre Anzeige oben in den Google-Suchergebnissen, wenn sie erneut nach BTX-Behandlungen sucht.
👉 Facebook & Instagram: Als Bild-, Video- oder Karussell-Anzeige direkt im Newsfeed oder in den Stories.
👉 YouTube: Vor oder während eines Videos kann Ihre Anzeige als Kurz-Spot erscheinen.
Warum sollten Ärzte Retargeting nutzen?
Viele Ärzte investieren bereits in Google Ads oder Social-Media-Anzeigen, um neue Patienten zu gewinnen. Doch was passiert mit denen, die geklickt, aber nicht gehandelt haben?
Hier drei Gründe, warum Retargeting für Sie besonders wertvoll ist:
1️⃣ Gezielt an bereits interessierte Menschen erinnern
➝ Höhere Erfolgschance als „kalte“ Werbung: Diese Patienten haben bereits Interesse gezeigt!
2️⃣ Effektiver als breite Massenwerbung
➝ Budgetfreundlich, da Sie nur auf frühere Besucher abzielen, nicht auf völlig neue Personen.
3️⃣ Mehr Terminbuchungen durch erneute Kontaktpunkte
➝ Gerade bei komplexeren oder hochpreisigen Behandlungen (z. B. Implantate, ästhetische Eingriffe) ist eine mehrstufige Entscheidungsfindung üblich.
Welche Retargeting-Strategien funktionieren für Ärzte?
Nicht jede Retargeting-Methode passt für das Gesundheitswesen. Hier einige bewährte Strategien für Ärzte, die sowohl effektiv als auch ethisch sind:
1️⃣ Google Ads Remarketing
➡ Anzeige für frühere Website-Besucher schalten
➡ Erscheint in Google-Suchergebnissen und auf Partner-Websites
➡ Optimal für: Allgemeinmediziner, Zahnärzte, Fachärzte mit Spezialisierung
2️⃣ Facebook & Instagram Retargeting
➡ Werbeanzeigen gezielt an frühere Website-Besucher oder Social-Media-Interaktionen ausspielen
➡ Eignet sich für ästhetische Medizin, Zahnarztpraxen, Spezialärzte
➡ Tipp: Setzen Sie auf Erfahrungsberichte & Bewertungen in den Anzeigen – das stärkt Vertrauen.
3️⃣ E-Mail-Retargeting (rechtlich zulässig!)
➡ Erlaubte Methode: Patienten mit Zustimmung per E-Mail an Termine erinnern
Datenschutz & Ethik: Was ist erlaubt?
Im Gesundheitsbereich gelten strenge Regeln für Werbung und Datenschutz. Hier einige Grundsätze, die Sie beachten sollten:
✔ DSGVO-konform sein: Nur Retargeting einsetzen, wenn Patienten vorher zugestimmt haben (Cookie-Banner).
✔ Keine sensiblen Daten verwenden: Sie dürfen nicht konkret auf Krankheiten oder Diagnosen hinweisen.
✔ Vertrauen bewahren: Halten Sie Werbebotschaften neutral und professionell.
❌ Verbotene Beispiele:
🚫 „Wir wissen, dass Sie nach Diabetes-Behandlung gesucht haben – buchen Sie jetzt!“ (zu persönlich)
🚫 „Sie haben unsere Seite über Haarausfall besucht – hier ist Ihr Angebot!“ (unangenehm für den Nutzer)
✅ Erlaubte Beispiele:
✅ „Lernen Sie unser Expertenteam für Haarausfall-Beratung kennen.“
✅ „Jetzt Beratung zu gesunden Zähnen vereinbaren – wir sind für Sie da!“
Fazit: Mehr Patientenbindung mit smarter Rückgewinnung
Retargeting ist eine elegante Methode für Ärzte, um interessierte Patienten digital zurückzuholen – durch eine kleine Erinnerung und echten Mehrwert.
Nutzen Sie Retargeting als digitales Nachfassen, um verlorene Patient:innen sanft zurückzugewinnen. Denn oft fehlt nur ein kleiner Anstoß – und ein neuer Termin ist gebucht.